Bericht von Frau Dr. Brigitte Templin
17.00 Uhr im HGH
An der Veranstaltung haben 24 Mitglieder und Gäste teilgenommen.
Frau Helga Lietzke, 1. Vorsitzende der Lübecker Frauen- und Sozialverbände, eröffnete die Veranstaltung und begrüßte die Anwesenden, insbesondere Frau Dr. Templin sowie Frau Katharina Strutz-Hauch vom Frauennotruf Lübeck.
Aktion „Stri©kt gegen Gewalt“
Frau Lietzke stellte Frau Strutz-Hauch vor und erteilte ihr zu Beginn das Wort. Frau Strutz-Hauch informierte über ihren Verband sowie über die landesweite Aktion „Stri©kt gegen Gewalt“, die am 8.März 2017 begonnen wurde und von einer Reihe von Organisationen getragen wird, so u. a. vom Landesfrauenrat, dem „Paritätischen“, der Gleichstellungsbeauftragten der Stadt Kiel und der Aktion Kinder- und Jugendschutz Schleswig-Holstein.
Frau Lietzke bedankte sich für diese Information und sagte die Kooperation mit dem Frauennotruf zu.
Völkerkundesammlung
Sodann begann Frau Dr. Templin ihren Bericht und kündigte an, dass sie über die geschichtliche Entwicklung der Sammlung, die aktuelle Situation sowie ihren persönlichen Wunsch sprechen wird, mit dem sie ihre Tätigkeit in der Hansestadt Lübeck im Februar 2018 beendet.
Sie berichtete, dass es sich bei der rd. 300 Jahre alten Völkerkundesammlung der Hansestadt Lübeck um die älteste Sammlung dieser Art in der Bundesrepublik handelt. Diese wurde Ende des 17. Jahrhunderts u. a. von dem ehemaligen Pastor Jacob von Melle an St. Marien, von Seeleuten und Kaufleuten zusammengetragen. Frau Dr. Templin zeichnete den Weg der ursprünglich privaten Sammlung über die Gemeinnützige, die Gesellschaft für Völkerkunde und die Stadt Lübeck bis hin zur Museumsstiftung der Hansestadt Lübeck nach.
Sie erläuterte, dass nach dem 2. Weltkrieg von der Bürgerschaft entschieden wurde, das Museum für Naturkunde wieder aufzubauen, dieses sei aber gleichzeitig die Entscheidung gegen das Völkerkundemuseum gewesen. Die Sammlung wurde dann in der Dr. Julius - Leber - Str. 67 unter der Leitung von Frau Dr. Helga Rammow untergebracht, bis im Jahr 1984 mit Hilfe einer Spende des Mäzens Rudolfo Groth und unter der Verantwortung von Bürgermeister Dr. Robert Knüppel, ein Umzug in das Zeughaus erfolgen konnte. Die Sammlung wurde der Öffentlichkeit damit wieder zugänglich gemacht.
Im Jahr 2008 erfolgte erneut ein Beschluss der Bürgerschaft zur Schließung der Sammlung für die Öffentlichkeit. Gleichzeitig wurde die Sammlung der Museumsstiftung der Stadt zugeordnet. Für die Dauer von fünf Jahren übernahmen danach ehrenamtliche Kräfte aus Verbänden die Öffnung der Sammlung bis die vorerst endgültige Schließung erfolgte.
Zur aktuellen Situation erläuterte Frau Dr. Templin, dass die Völkerkundesammlung international vernetzt sei. Anfragen zu Forschungsvorhaben erfolgten aus aller Welt..
Eine Wiedereröffnung der Sammlung als Museum sei erfreulich, wohl vorerst aber nicht zu erwarten.
Obwohl es sich um die einzige ethnologische Sammlung in Schleswig-Holstein handelte, würden z. Zt. keine Gelder in den städtischen Haushalt eingestellt. Frau Dr. Templin berichtete, dass sie zum Ende ihrer Dienstzeit Anfang 2018 keine Abschlussausstellung geplant hat, da vorerst auch keine Wiedereröffnung vorgesehen sei. Ihre Planstelle solle jedoch zur Wiederbesetzung ausgeschrieben werden. Ein Umzug der Sammlung aus dem Zeughaus halte sie aus Ihrer Sicht nicht für angebracht, da das Dach und die Fassade des Zeughauses bereits erneuert worden seien und ein sach- und fachgerechter Umzug sehr kostenintensiv werden würde.
Seit 2010 werde ein Projekt zur Digitalisierung der Sammlung durchgeführt. Für dieses Projekt sind rd. 535 000,- EUR nach Lübeck geflossen bzw. bereitgestellt worden. Aus diesen Mitteln konnten befristet 1 ½ Planstellen finanziert und 26 000 Objekte fotographisch erfasst werden.
Frau Dr. Templin wünschte sich zum Schluss ihrer Tätigkeit, dass die Sammlung zusammen bleiben möge, so, wie sie es 300 Jahre lang gewesen ist und diese damit bewahrt würde. Dann erläuterte sie, dass die Sammlung ihres Erachtens zu einem Welt-Archiv für Ethnologie weiterentwickelt werden könnte.
Damit schloss sie ihre Ausführungen und bedankte sich für die Unterstützung, die sie in den letzten Jahren immer wieder von den Frauen- und Sozialverbänden und weiteren Institutionen erhalten hat.
Danach erfolgten Wortbeiträge der Anwesenden. Ein Mitglied des Vereines für Völkerkunde und Geographie merkte an, dass sich die Haltung der Verantwortlichen in der Stadt nur auf öffentlichen Druck hin ändern würde. Ein anwesender Stadtführer regte an, die Völkerkundesammlung als Welterbe anerkennen zu lassen, die Überleitung in eine Stiftung zu prüfen oder einen Förderantrag an die Haukohl-Stiftung zu stellen.
Frau Lietzke ergänzte, dass die Frauen- und Sozialverbände mehr als zehn Jahre für den Erhalt der Völkerkunde in Lübeck gekämpft haben und mit dem Verein für Völkerkunde und Geographie viele entsprechende Gespräche stattgefunden haben. Der Wert der Sammlung werde derzeit im städtischen Haushalt mit 70 Mill. Euro angegeben. Im Übrigen bedauerten die Anwesenden die weitere Schließung und sprachen sich für eine Wiedereröffnung aus Gründen der Zuwanderung von Menschen aus anderen Kulturen sowie der erfolgten Globalisierung nachdrücklich aus.
Frau Lietzke, würdigte abschließend den Einsatz von Frau Dr. Templin, den diese seit vielen Jahren unter den schwierigsten Umständen für die Sammlung und die Stadt erbracht hat, sprach ihr den Dank der Frauen- und Sozialverbände dafür aus und wünschte ihr alles Gute für ihren Ruhestand.
Frau Lietzke schloss die Veranstaltung um 18.45 Uhr, nachdem sie zu den nächsten Veranstaltungen der Frauen- und Sozialverbände am 7.8. und 2.10. 2017 eingeladen hatte.
Susanne Bogenhardt
Lübecker Frauen- und Sozialverbände e.V.
Koberg 11
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